Sat, 1. June 2024 18:00 Uhr

Erinnerungsbedarf

Konferenz zum pluralen Erinnern in Migrationsgesellschaften

Day 1

Festivalzentrum Linzer Straße 16 und 18
Erinnerungsbedarf © Elena Krasnokutskaya

Description

PROGRAMM:

09:30-11:00

Brunch und Check-In Vermittlungsraum

 

11:00-12:00

Eröffnung DML mit Hamze Bytyçi und Jan Bodenstein

 

13:00-17:00

Internes Netzwerkwtreffen mit Vereinen, Initiativen und Personen, die im Kontext der Erinnerungskultur arbeiten

 

17:50

Musikalische Anstimmung von Tayfun Guttstadt

 

18:00 Uhr

Eröffnung der Konferenz Erinnerungsbedarf

Wessen Erinnerung zählt und wessen Bedürfnis deckt sie?

Erinnerung geschieht nie nur im Privaten. Sie wird durch Denkmäler im öffentlichen Raum verhandelt, ist Gegenstand von staatstragenden Veranstaltungen und Politiker:innenreden ebenso wie Leitthema repräsentativer Kulturveranstaltungen. Erinnerung macht Politik und mit Erinnerung wird Politik gemacht. Welche Erinnerungen prägen politisch und kulturell unsere Gegenwart? Welche Menschengruppen, Ereignisse oder Einzelpersonen stehen im Zentrum einer Erinnerungspolitik – und welche Mitsprache haben betroffene Gruppen? Welchen Zweck verfolgen repräsentative Formen des Erinnerns? Und wo lässt sich von unaufrichtiger, gar instrumentalisierter Erinnerung sprechen? Und wie sähe im Gegensatz hierzu eine gelebte plurale Erinnerungskultur aus?

Ansprachen von Martha Keil, Johanna Korneli & Muhammet Ali Baş

Keynote:  Max Czollek

 

 

18:45

Podiumsdiskussion: Wessen Erinnerung fehlt, und wer kämpft für ihre Sichtbarmachung?

Woran eine Gesellschaft erinnert, ist kein Naturgesetz, sondern Gegenstand ständiger Ausverhandlung. Kämpfe um Sichtbarkeit drehen sich etwa um Zeichen der Erinnerung im öffentlichen Raum, um die Anerkennung verschiedener Communities als Verfolgte und Opfer des NS, aber auch um die Fokalisierung von gruppenbezogenen Gewaltereignissen der jüngeren Vergangenheit. Welche Geschichten und wessen Erinnerungen finden Einzug in das kollektive Gedächtnis einer Migrationsgesellschaft? Wie können Erinnerungen darüber hinaus grenzübergreifend geteilt werden? Wie kommen wir von Erinnerungskonkurrenz hin zu einer tatsächlich pluralen und demokratischen Erinnerungskultur und welche Rolle kann Kunst und Kultur darin spielen?

Moderation: Solmaz Khorsand

Podiumsgäste:

Samuel Mago (Lyriker, Journalist und Mitgründer der Hochschüler:innenschaft Österreichischer Roma)

Ayşe Güleç (Pädagogin, Autorin, Kuratorin, Kunstvermittlerin und Aktivistin - Documenta, NSU Tribunal)

Darija Davidović (Theater- & Kulturwissenschaftlerin und CPPD-Mitglied)
Philipp Gufler (Bildender Künstler)

 

 

20:30-21:10

Made in Austria - Operationen und Skandale 
Lecture Performances zu Operation Spring & Operation Luxor

Rassistische Exekutivgewalt hat System. Sie reicht von übergriffigen Handlungen einzelner Polizist:innen bis zu Großoperationen, die von Teilen des österreichischen Justizapparats gedeckt und von rechten Medien aufgeheizt und bejubelt werden. Bei der Operation Spring 1999 stürmten 850 Polizist:innen österreichweit Wohnungen und Geflüchtetenunterkünfte. Im Rahmen der Operation Luxor fanden 2020 zahllose Hausdurchsuchungen statt, aber keine einzige Anklage folgte. Am Beispiel dieser beiden Ereignisse erinnern die Lecture Performances an vergangenen und gegenwärtigen strukturellen Rassismus in Österreich

Operation Spring – Simon Inou

Operation Luxor – Farid Hafez

 

 

21:10 – 21:30

Tayfun Guttstadt letzte musikalische Gedanken

 

 

Ab 21:30 – 02:00

Musik und DJ-Line

 

 

Wessen Erinnern ist sichtbar, wessen unsichtbar? Erinnerung war und ist politisch aufgeladen.

 

Die Konferenz setzt sich mit Möglichkeiten und Leerstellen im Umgang mit Erinnerungskulturen auseinander. In aufeinander bezogenen Beiträgen diskutieren Wissenschaftler:innen, Angehörige betroffener Communitys und Künstler:innen das kulturelle und politische Gedenken an rassistisch motivierte Gewaltereignisse. In der Gegenwart stellen sich in Österreich eine Vielzahl an Fragen: Warum sind nach wie vor einige Opfergruppen des Holocaust wie Roma und Sinti oder Jenische im kollektiven Gedächtnis kaum präsent? Warum werden Menschen, die Ziele von Gewalt sind – wie z. B. Jüd:innen, Muslim:innen, Angehörige queerer Communitys – nicht ausreichend gehört, wenn es um erinnerungspolitische Entscheidungen geht? Warum erhielten rassistische Gewaltverbrechen wie die Ermordung von Marcus Omofuma durch österreichische Polizisten 1999 kein dauerhaftes öffentliches Gedenken?

 

Die Konferenz stellt auch Fragen nach grenzübergreifenden, übernationalen Erinnerungsformen. Wie wirken sich rassistische Terroranschläge – z. B. Hanau 2020 – auf Minderheiten in anderen europäischen Ländern aus? Welche Erinnerungen bringen Migrant:innen nach Europa? Und wie erinnern wir in Europa an die Opfer der Asylpolitik? 

 

Die Tangente St. Pölten, das seit 35 Jahren in St. Pölten ansässige Institut für jüdische Geschichte Österreichs, INJOEST, und das Netzwerk Coalition for Pluralistic Public Discourse, CPPD, Berlin, wollen darüber mit Betroffenen sprechen. Denn besteht nicht sowohl lokal als auch kollektiv ein Bedarf, das Gedenken an Gewaltereignisse in das Gedächtnis zu integrieren und so das Zusammenleben in einer vielfältigen Gesellschaft zu stärken?

  • Erinnerungsbedarf © Elena Krasnokutskaya

Contributors

  • MIt
    Tayfun Guttstadt (Multiinstrumentalist, Producer, Sänger), Ayşe Güleç (Kuratorin, Kunstvermittlerin & Aktivistin), Samuel Mago (Lyriker & Journalist), Solmaz Khorsand (Journalistin), Farid Hafez (Politikwissenschaftler), Philipp Gufler (Bildender Künstler), Darija Davidović (Theater- & Kulturwissenschaftlerin), Jan Bodenstein (Architekt), Nina Prader (Künstlerin & Autorin), Johanna Korneli (Programmleiterin DialogPerspektiven), Simon Inou (Journalist & Medienkritiker), Noa K. Ha (Stadt-, Migrations-, & Rassismusforscherin), Max Czollek (Autor, Kurator & Leiter CPPD), Martha Keil (wiss. Leiterin INJOEST), Martha Keil (wiss. Leiterin INJOEST)

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