Literatur Erinnerung
Mi, 26. Juni 2024 19:00 Uhr

Blätterwirbel Spezial

Bernhard Moshammer / Ilija Matusko
Festivalzentrum Linzer Straße 16 und 18

Vergangene Veranstaltung

Blätterwirbel Spezial © TangenteSt.Pölten

Beschreibung

Am 26.6.2024 steht die zweite Ausgabe des Blätterwirbel Spezial ganz im Zeichen des zweiten Schwerpunkts der Tangente St. Pölten – Erinnerung. Die Autoren Bernhard Moshammer und Ilija Matusko lesen aus ihren aktuellen Büchern. Moderation: Stefanie Jaksch

 

Bernhard Moshammer (1968) wurde in St. Pölten geboren, lebt und arbeitet in Wien. Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit ist er auch als Musiker an Wiens namhaften Theatern gefragt und natürlich auch bei Produktionen des Theater PERPETUUM hier bei uns.

Nach dem archaischen Sittengemälde „Die Holzapfelschwestern“ erscheint nun im Milena Verlag sein neuester Roman „Der Holzapfeladam“ (Milena Verlag). Adam kennen wir bereits aus dem Vorgängerroman: Seine Mutter Sarah suchte hochschwanger bei ihren Schwestern Maria und Regina Unterschlupf, die mitten im Wald ein karges, archaisches Leben führten. Dort – abseits der Zivilisation mit ihren technischen Errungenschaften – kam er zur Welt.

Mittlerweile ist er 23 Jahre alt, hat seine Tanten vor neun Jahren verlassen und besucht sie nur mehr im Sommer.

Zeitlich angesiedelt ist der Roman „Holzapfeladam“  in der nahen Zukunft. Adam lebt in der Großstadt, die in Zonen eingeteilt ist. Von Zone A ist nicht viel bekannt, sie ist abgeriegelt. Hier sollen die Reichen im Überfluss leben. Adam wohnt in Zone B, das Wohlstandniveau ist niedrig. Die Menschen sind sich selbst überlassen. Vorwiegend sind es Obdachlose, Junkies, Flüchtlinge, aber auch radikale Aktivisten. Er verliebt sich in die junge Verkäuferin Veronika. Das Glück jedoch dauert nur kurz, plötzlich ist Veronika verschwunden. Angeblich ist sie in Zone C entführt worden. Zone C ist unkontrolliertes Niemandsland, regiert von Banden, Plünderern und Drogendealern. Dorthin befürchtet er, ist Veronika verschleppt worden. Also beschließt er, sie auch dort zu suchen. Ein gefährliches Abenteuer beginnt. Doch auch hier, wo jeder nur für sich allein kämpft, gibt es Menschlichkeit und die zentrale Frage ist: „Was bedeutet es, in einer grausamen Welt gut zu sein?“

 

Ilija Matusko (1980) hat Soziologie und Politikwissenschaft studiert, er lebt und arbeitet in Berlin, wo er unter anderem für die taz arbeitet.

Seinen  Debütroman „Verdunstung in der Randzone“ (Suhrkamp Verlag)schrieb er als Dreißigjähriger. In 10 Kapiteln verknüpft er eigene Erinnerungen mit soziologischen Beobachtungen und erzählt die Geschichte eines Bildungsaufsteigers mit wachem Blick für feine Unterschiede, mit Witz und mit literarischer Schlagkraft, wie es ganz vorne im Buch heißt.

Ein simpler Satz seines Mitschülers ist der Auslöser für diesen feinen Roman: „Es riecht nach Pommes, Ilija kommt.“ Denn Ilijas Eltern betreiben eine Gastwirtschaft und dort ist er zwischen Pommes und Fritteusen aufgewachsen. Und natürlich trifft dieser Satz auf ihn zu, und er lässt ihn auch nicht mehr los. Aber weiter in der Geschichte.

Weil sein Vater ein begeisterter Tennisspieler ist, ermöglicht er auch seinem Sohn mit Tennisstunden anzufangen. Im Verein findet Ilija Freunde und wie sie möchte auch er ins Gymnasium gehen. So entfremdet er sich immer mehr von seinen Eltern, vor allem als sein Vater zurück nach Kroatien geht. Doch der oben erwähnte Satz “Es riecht nach Pommes, Ilija kommt“ begleitet ihn nach wie vor und ist Ausgangspunkt für die Frage, ob der Geruch die eigene soziale Herkunft verrät.

 

 

Stefanie Jaksch (Moderation) war einige Jahre als PR-Verantwortliche und Dramaturgin an deutschen Theatern tätig. Seit 2011 lebt und arbeitet sie in Wien, wo sie bis 2023 die Verlags- und Programmleitung für Kremayr & Scheriau innehatte. Die von ihr erdachte Essay-Reihe „übermorgen“ wurde unter anderem mit dem Bruno-Kreisky-Preis für das Politische Buch ausgezeichnet. Seit 2024 ist die Wortarbeiterin als freischaffende Moderatorin, Kuratorin und Lektorin unterwegs und hat das Büro für Kultur- und Literaturarbeit „In Worten“ gegründet. Wenn sie nicht gerade als Buchhebamme tätig ist, schreibt Stefanie Jaksch an ihrem ersten Buch, das im Herbst 2024 erscheint. Sie versteht sich selbst als (ver-)zweifelnde Anfängerin in ständiger Transformation.

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