Biennale Urbana, lokale und internationale Partner:innen
Opening Party Swiss Pavilion 2019
© Samuele Cherubini

Das Festivalzentrum der Tangente in der Linzer Straße wird einen öffentlichen Co-Working-Space zum Bauen, Denken, Vorbereiten und für Workshops bieten. Vor allem aber wird es ein Ort sein, an dem man sich trifft, Ideen austauscht, diskutiert, feiert und vielleicht sogar gemeinsam von anderen Welten träumt.

Lokale, regionale und internationale Realitäten werden während des gesamten Bauprozesses zusammenkommen – von der Konzeption bis zur Realisierung und Nutzung. Das Festivalzentrum wird als kreative Werkstatt verstanden. Es wird in einem kollektiven Prozess mit lokalen Akteur:innen gestaltet und soll zur Schaffung einer über die Dauer des Festivals hinausreichenden kulturellen Infrastruktur beitragen. Kollektive aus der Welt des Designs und der Architektur, Künstler:innen, Kreative, Studierende und Handwerker:innen werden im Rahmen von Residenzen in die Planung einbezogen und bewohnen so den Projektstandort als direkte Akteur:innen der Veränderung. Zusammen wird in einem mehrmonatigen Prozess das Tangente Festivalzentrum konzipiert, gebaut und aktiviert.

Gastfreundschaft und Partizipation stehen dabei im Mittelpunkt.

 

Als Entwurfsvorschlag denken wir an eine Oase, einen Raum des Innehaltens und der Regeneration, in dem Kreativität und Fantasie frei fließen können. So werden alle Elemente und Aktivitäten, die die angebotenen Projektflächen mit Leben erfüllen, beflügelt. Im Festivalzentrum werden die Voraussetzungen und Orte für erschwingliche Gastronomie, Veranstaltungen und Partys, Einführungen, Lectures, Versammlungen, Skill-Sharing, Vermittlungs- und Austauschformate sowie kleine Shows und Vorträge geschaffen.

 

Das Herz des Festivalzentrums ist ein offener Vermittlungsraum für alle. Dieser besteht aus Info-Point, Archiv bisheriger und laufender Tangente-Projekte, Bibliothek mit Leseecke, Kreativatelier für Workshops und einem Ort für kleine­re Veranstaltungen, Diskussionen und Wissensaustausch. Beim Info-Point erhält man nützliche Informationen über die Stadt und die Tangente und kann Eintrittskarten kaufen. Gleichzeitig ist das Festivalzentrum Treffpunkt für Vermittler:innen und Besucher:innen, für Kooperationspartner:innen und diverse Community-Gruppen, für regelmäßige Get-togethers, Stammtische, gemeinsames Kochen und andere Aktivitäten – eben Herz und Pulsschlag der Tangente.

 

Eine Ko-Produktion von Raum

 

Das Kollektiv Biennale Urbana wird den gesamten Prozess der urbanen Transformation durch die Öffnung neuer materieller und räumlicher Narrative, die Reaktivierung verlorener Erinnerungen und die Aktivierung interaktiver Räume begleiten:

 

„Unser Ziel ist es, einen Raum voller ungewohnter, neuartiger Elemente zu entwickeln, deren Vorhandensein uns zwingt, unsere Welt grundsätzlich anders zu denken. Der Prozess, so eine gelebte Utopie aufzubauen, soll sich in der Entstehung des Festivalzentrums widerspiegeln. Die oft getrennten Phasen Projektplanung und Einbindung gebauter Umgebung führen wir durch einen gemeinsamen Entscheidungs- und Umsetzungsprozess eng zusammen. Wir stellen uns das Zentrum des Festivals als ein Reservoir des Savoir-faire vor, das die Umgestaltung der Umgebung mit Taktgefühl und Scharfsinn unterstützt. Immer im Einklang mit den Themen der Tangente – Ökologie, Erinnerung und Demokratie.“

 

Lokale Kooperationspartner:innen für Gestaltung und Programm des Festivalzentrums sind unter anderem die festen „Bewohner:innen“ des Löwinnenhof*: der Verein KulturhauptSTART, der den Prozess um die Bewerbung für die Kulturhauptstadt Europa 2024 maßgeblich initiiert hat und einen zentralen Ankerpunkt für die freie Szene St. Pöltens darstellt; das KUNST:WERK und der St. Pöltner Künstlerbund; das NÖDOK – Dokumentationszentrum für moderne Kunst Niederösterreich; Mars & Blum; der Masterstudiengang Soziale Arbeit der FH St. Pölten; das Haus der Frau St. Pölten; das Büro für Diversität; St. Pride; die Bühne im Hof; sowie zahlreiche weitere lokale Vereine, Initiativen und Einzelpersonen.

 

Biennale Urbana

 

Biennale Urbana (BUrb) ist eine Agentur, die die bestehenden Distanzen zwischen La Biennale (Kulturinstitution), Venedig (Stadt) und seiner Lagune (Gebiet) erforscht und bewohnt. Die Biennale Urbana ist inspiriert von der Documenta Urbana, einem Projekt, das Lucius und Annemarie Burckhardt zwischen 1980 und 1982 in Kassel realisierten, um die Wiederbelebung verlassener und ungenutzter Räume in der Stadt durch die Verbindung von künstlerischer Produktion mit den realen Bedürfnissen des städtischen Kontexts zu erproben in einer Verflechtung von Kunst, Architektur und Urbanismus.

 

Seit 2014 arbeitet BUrb an Vermittlungsprogrammen und Kunstproduktionen, die formelle Institutionen mit informellen und neu entstehenden Realitäten in Venedig verbinden. Unter anderem: „La CasaMare“, ein Projekt in Zusammenarbeit mit den New Yorker Designstudios DSGNAGNC, Change Administration und Street Plans Collaborative für den US-Pavillon „Spontaneous Interventions“ auf der Architekturbiennale 2012; „How to Know: The Protocols and Pedagogy of National Abstraction“, Performance, produziert mit dem Künstler Pedro Lasch anlässlich des Creative Time Summit für die Biennale Venedig 2015; „Architectural Ethnography“, Summerschool unter der Leitung der Architektin Momoyo Kaijima (Atelier Bow Wow) für die University of Queensland, die University of Tsukuba und die ETH Zürich in Zusammenarbeit mit dem japanischen Pavillon auf der Architekturbiennale 2018; „Beyond Repair“, Summerschool mit der Hochschule für Künste Bremen, der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe (HfG) und der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig für den deutschen Pavillon auf der Kunstbiennale 2019.

 

Mit der Frage nach dem Sinn des Bewohnens verlassener Räume startete BUrb Ende 2016 „Esperienza Pepe“, einen außergewöhnlichen Prozess der Wiederverwendung der ehemaligen Militärkaserne Pepe am Lido von Venedig. Ein Ort der Konvergenz aller Aktivitäten in einer gemeinsamen Aktion der Stadterneuerung durch Kunst, kulturelle und soziale Produktion. In Zusammenarbeit mit dem französischen Pavillon auf der Biennale von Venedig schuf BUrb 2018 die Voraussetzungen für ein einzigartiges Erlebnis mit einem öffen­tlichen Programm aus Veranstaltungen, Workshops und Residenzen von Künstler:innen. „Esperienza Pepe“ war ein Nonstop-Laboratorium (2016–19) für die Schaffung von Gemeinschaftsräumen und -umgebungen mit selbstgestalteten Interventionen und Installationen.

 

Seit 2020 arbeitet BUrb mit der Gemeinde Lavarone (Trentino, Italien) zusammen, um ungenutzte Räume zu reaktivieren und zeitgenössische Kunst und Kultur in einer kleinen Berggemeinde mit kaum mehr als 1.000 Einwohnern zu fördern. In diesem Zusammenhang hat BUrb das „Creative Living Lab“, einen vom italienischen Kulturministerium geförderten Wettbewerb, mit einem Projekt zur partizipativen Reaktivierung eines Teils einer ehemaligen Schule als Standort für ein Gemeinschaftszentrum und für das neue Stadtmuseum gewonnen. Außerdem organisiert BUrb Künstler:innen-Residenzen zum Thema Enviromental Art in einer alten Villa der Stadt (Foresteria Culturale), die früher als Heim für selbstversorgende Senior:innen genutzt wurde.

 

BUrb wurde 2014 von Giulia Mazzorin, Lorenzo Romito und Andrea Curtoni gegründet. Seit 2022 leitet das Kollektiv an der Kunstuniversität Linz die Abteilung raum&designstrategien.

  • Biennale Urbana © Peter Rauchecker
  • Esperienza Pepe 2018
    © Dylan Calves
  • Esperienza Pepe 2018
    © Dylan Calves
  • Esperienza Pepe 2018
    © Dylan Calves